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HWPH Historisches Wertpapierhaus AG

lot # 127 - schweiz europe

Saturday Apr 29, 2017 11:00 Europe/Berlin
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Apr 28, 12:00 BST

Internationale Gesellschaft für Chemische Unternehmungen AG (I.G. Chemie) / Société Internationale pour Entreprises Chimiques S. A.; Basel, 20.02.1929, Stamm-Aktie über 500 Schweizer Franken, #62199, 21 x 29,7 cm, blau, oliv, zweisprachig: Französisch, Deutsch, Faksimile-Signatur des IG Farben-Vorstands Hermann Schmitz sowie des Basler Bankers Eduard Greutert. Die Gesellschaft stand im Zentrum einer der größten und bis heute umstrittenen internationalen Wirtschaftsaffären des 20. Jahrhunderts. Die Finanzholding wurde durch die I.G. Farben 1928-29 in Basel zunächst unter dem Namen I.G. Chemie gegründet. Sie war mit der I.G. Farben durch einen Options- und Dividendengarantievertrag und persönliche Verflechtungen verbunden und so bis 1939 von der I.G. Farben beherrscht. Das Firmenkonstrukt diente dazu, Devisen für das Projekt der Herstellung von synthetischem Benzin aus Kohle zu organisieren. Es sollte die Auslandgeschäfte und die in der amerikanischen General Aniline and Film Corp. (GAF) zusammengefassten Firmenbeteiligungen der Nazis vor der Beschlagnahme durch die Alliierten schützen. Von 1942 an wurden die Geschäfte und Vermögen der GAF von den misstrauischen Alliierten eingefroren. Nach Kriegsende wurde durch mehrere umstrittene Buchprüfungen der sogenannten Schweizerischen Verrechnungsstelle behauptet, die GAF sei eine Tochtergesellschaft der I.G. Chemie (der späteren Interhandel), somit rein schweizerischer Besitz und von den Alliierten freizugeben. Der Streit dauerte mehrere Jahrzehnte und wurde erst durch einen außergerichtlichen Vergleich zwischen dem früheren US-Justizminister Robert F. Kennedy und der Schweizerischen Bankgesellschaft (heute UBS) beendet. Die UBS hatte Ende der 1950er-Jahre die Interhandel übernommen. Die GAF wurde in der Folge abgewickelt, die Schweizerische Bankgesellschaft fusionierte mit der Interhandel, erhielt 1965 knapp die Hälfte des Erlöses (die andere Hälfte ging an die USA) und wurde dadurch zur größten Bank der Schweiz. In den 1980er-Jahren klagte die I.G. Farben in Liquidation in Deutschland gegen die Schweizerische Bankgesellschaft erfolglos bis zum BGH.

EF

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